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25.06.2021

8. Zukunftslabor indeland – Gemeinsame Perspektiven im Kernrevier

„Raum für Menschen, Raum für Zukunft“ – unter diesem Titel stand die achte Auflage des Zukunftslabors indeland am 24. Juni 2021. Themen der Ver­anstaltung, die aufgrund der Coronapandemie als Livestream stattfand, waren unter anderem die aktuellen Planungen rund um den Indesee und die enger werdende Kooperation zwischen den drei Tagebauumfeldern Inden, Hambach und Garzweiler.

Knapp acht Jahre vor der Schließung des Tagebaus Inden beginnt im indeland die heiße Phase des Strukturwandels. Die wichtigsten Vorbereitungen sind getroffen, detaillierte Pläne liegen bereit – jetzt geht es an die Umsetzung. Was das konkret bedeutet, war beim 8. Zukunftslabor indeland der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH zu erfahren, der dieses Jahr wichtigsten Veranstaltung zur Zukunft der Region um den zukünftigen Indesee.

Region wächst zusammen

Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze diskutierten die Teilnehmenden vor allem die einmaligen Perspektiven, die durch die Neugestaltung der Tagebaulandschaft entstehen. „Keine andere Region Deutschlands hat die Chance, sich so grundlegend neu aufzustellen wie die drei Tagebauumfelder im Rheinischen Revier“, sagte Jens Bröker, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft indeland. In den kommenden Jahren werde es darum gehen, das gemeinsame Profil im Kernrevier zu schärfen und die regionale Zusammenarbeit weiterzuentwickeln.

Jens Bröker, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH
Moderator Bernd Büttgens, Medienhaus Aachen

Im Gespräch mit Moderator Bernd Büttgens vom Medienhaus Aachen benannte Bröker, einige Punkte, die für die Weiterentwicklung der Region von besonderer Bedeutung sind. „Wir befinden uns in einem langfristigen Strukturwandelprozess, in dem Kooperation der Schlüssel zum Erfolg ist. Wenn einer glaubt, hier auf Kosten anderer schnelle Erfolge erzielen zu können, dann werden wir nicht erfolgreich sein“, sagte Bröker. Mit dem Ziel einer europäischen Modellregion im Blick müsse es jetzt darum gehen, gemeinsam Leuchtturmprojekte mit überregionaler Strahlkraft zu verwirklichen.

Dabei brauche es Innovation nicht nur im technologischen Sinne, sondern auch Ideen, wie man Bewährtes künftig anders und besser anwenden könne. Ein Beispiel dafür ist laut Bröker die grüne Wasserstoffstrategie des Kreises Düren, die eine bekannte Technologie auf intelligente und klimafreundliche Weise für den öffentlichen Nahverkehr nutzbar macht.

Stephan Baldin, einer der Gründerväter des indelandes, sieht das indeland als „Innovationszone“. Über die Aachener Stiftung Kathy Beys hatte Baldin die Anfangszeit der regionalen Zusammenarbeit geprägt und schon früh den Gedanken der Nachhaltigkeit und Ressourcen­effizienz in der DNA des indelandes verankert.

„Um den Strukturwandel jetzt weiter voranzubringen, muss das indeland weitere Qualitäten entwickeln und zu einem Kreativ­raum werden. Wir müssen jetzt die Dinge tun, die uns in die Zukunft führen. Wenn wir das nicht im indeland tun, wo denn sonst?“, sagte Baldin in seinem Impulsvortrag. Er plädierte dafür, der Region einen Sonderstatus mit beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren zu verleihen. „Wir brauchen dringend geänderte Rahmenbedingungen, die es zum Beispiel ermöglichen, die digitale Infrastruktur schnell auszubauen. Diese Transformation muss heute beginnen, nicht erst morgen.“

B. Stephan Baldin, einer der Gründungsväter des indelandes

Aufbruchstimmung im Revier

Vieles von dem, was Baldin sagte, war nicht nur auf das indeland bezogen, sondern auf das gesamte Rheinische Revier. Für Bodo Middeldorf, seit April Geschäftsführer der Zukunfts­agentur Rheinisches Revier, ist der Strukturwandel in der Region das „größte Klimaschutzprojekt in Europa“. Es gehe jetzt darum, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen, um bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Der Fokus liege dabei auf den im Wirtschafts- und Strukturprogramm beschriebenen Zukunftsfeldern Energie und Industrie, Ressourcen und Agrobusiness, Innovation und Bildung sowie Raum und Infrastruktur. 

„Die große Chance des Strukturwandels ist es, die im Rheinischen Revier vorhandenen Potenziale so zu nutzen, dass wir später sagen können: Wir waren ein Stück weit Vorreiter, wir haben die Menschen und Unternehmen gut vorbereitet auf die Herausforderungen, die uns in den nächsten Jahrzehnten alle betreffen werden“, so Middeldorf. Die  Zukunftsagentur sieht er dabei nicht nur als Verteiler von Fördermitteln, sondern auch in einer koordinierenden Funktion. Middeldorf: „Wir brauchen im Revier ein gemeinsames Verständnis von Zusammenarbeit, um die gesamte Region mit all ihren Teilen entwickeln zu können.“

„Um den Strukturwandel jetzt weiter voranzubringen, muss das indeland weitere Qualitäten entwickeln und zu einem Kreativ­raum werden. Wir müssen jetzt die Dinge tun, die uns in die Zukunft führen. Wenn wir das nicht im indeland tun, wo denn sonst?“

B. Stephan Baldin

Hand in Hand mit regionalen Partnern

Besonderes im Fokus der regionalen Transformation stehen die Städte und Gemeinden in den Tagebau­­umfeldern Inden, Hambach und Garzweiler. Sie bilden zusammen das Kernrevier, dessen Landschaftsbild sich durch die Entstehung der Seenlandschaft tiefgreifend verändern wird.

„Die drei Seen werden nicht nur das prägende Bild des Strukturwandels sein, sondern auch für unsere gemeinsame Geschichte vom Rheinischen Braunkohlerevier zur Rheinischen Seenplatte stehen“, sagte Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler, und lieferte die Vorteile dieser Entwicklung gleich mit: „Die Menschen werden zukünftig in diese Region kommen, weil das Wohnen und Arbeiten hier extrem attraktiv sein wird.“

Vielfältige Herausforderungen

Bis es so weit ist, fällt im „Herzen des Reviers“ noch einiges an Arbeit an. Die drei Tagebauumfeld­initiativen stehen hier laut Boris Linden, Geschäftsführer der Strukturentwicklungs­gesellschaft Hambach GmbH, vor denselben Herausforderungen. Zum Beispiel gilt auf vielen Flächen in den Tagebauumfeldern noch Bergrecht, was zur Folge hat, dass hier noch kein normales Planungsverfahren durchführbar ist. Auch der Zugang zu Fördergeldern erweist sich häufig als knifflige Angelegenheit. „Der Instrumenten­kasten ist hier noch nicht an die Zeit des Strukturwandels angepasst“, sagte Linden mit Blick auf die Förderrichtlinien, in denen geregelt ist, welche Voraussetzungen ein Projekt erfüllen muss, um einen erfolgreichen Förderantrag zu stellen.
 
indeland-Geschäftsführer Bröker verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Initiativen aus der privaten Wirtschaft für den Strukturwandel. Eine Fokussierung allein auf Fördergelder werde die Region nicht weiterbringen, betonte er. Es brauche auch Investoren, die sich in den Bereichen Wohnraum und Infrastruktur engagierten oder neue Arbeitsplätze schafften.

Boris Linden, Geschäftsführer der Strukturentwicklungs­gesellschaft Hambach GmbH, im Gespräch mit Moderator Bernd Büttgens (rechts)
Volker Mielchen, Geschäftsführer Zweckverband Landfolge Garzweiler

Die drei Tagebauinitiativen suchen nicht nur in diesen Fragen den Schulterschluss. „Wichtig ist, dass wir ein Gesamtbild des Kernreviers bekommen, das anschlussfähig ist und dann fürs ganze Revier hochgezoomt wird“, betonte Bröker, der die Menschen in den Städten und Gemeinden rund um die drei Tagebauumfelder intensiv in den Prozess einbinden will.
 
Die Entwicklung der Raumstrategie für das Rheinische Revier ist Aufgabe des Revierknotens Raum der Zukunftsagentur unter Vorsitz von Christa Reicher, Professorin für Städtebau an der RWTH Aachen. In ihrem Impulsvortrag bezeichnete sie die ab 2030 entstehende Seenlandschaft als „ein ganz großes Pfund für die Region“. Drei Projektteams befassten sich derzeit damit, auf Grundlage der im Revier vorhandenen Talente, Begabungen und Potenziale erste Leitplanken für die räumliche Entwicklung zu definieren. Besonders wichtig ist Reicher dabei der Dialog mit den Menschen vor Ort. „Wir müssen den Raum nicht nur für die Menschen, sondern mit den Menschen entwickeln“, sagte sie. Nur so werde es gelingen, eine Begeisterung für den landschaftlichen Wandel zu entfachen.

Meilensteine aus 15 Jahren indeland GmbH

Die indeland GmbH feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Jubiläum und nutzte das Zukunftslabor für einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung in den zurückliegenden Jahren. Zu den Highlights der Anfangszeit zählen die Änderung des Braunkohlenplans und der Bau des Indemanns (2009). Vor fünf Jahren wurde dann mit dem Masterplan indeland 2030 das Fundament der interkommunalen Zusammenarbeit im indeland gestärkt und im Fachbeitrag indeland 2.0 (2019) verfeinert. Mit der Ausgründung des indeland Tourismus e.V. wurde 2020 ein weiterer Meilenstein erreicht.

Mit Blick auf die nächsten 15 Jahre beschrieben die Bürgermeisterinnen und Bürger­meister der sieben indeland-Kommunen ihre Vision für die weitere Entwicklung. Der Indener Bürgermeister Stefan Pfennings fasst die Entwicklung der Region dabei in einem besonders anschaulichen Bild zusammen: „Ich lade Sie ein, mit mir in 15 Jahren den Strand herunterzulaufen. Und dann springen wir gemeinsam in den Indesee.“ Zwar wird der See im Jahr 2036 bei weitem noch nicht fertig befüllt sein. Aber die Vision von der Rheinischen Seenplatte wird dann in der Tat bereits ein Stück weit Realität geworden sein.

Pressekontakt

Daniel Albrecht

Marketing und Kommunikation

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