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17.11.2022

Ein regionales Netzwerk für das ressourceneffiziente Bauen

Julia Kaiser hat in den vergangenen drei Jahren das Regionale Netzwerk für ressourceneffizientes Bauen (ReNeReB) im Rheinischen Revier aufgebaut. Was konnte das Projekt erreichen? Und wie können die Erkenntnisse für die Ressourcenwende im indeland und in der ganzen Region gesichert werden? Darüber berichtet die Projektleiterin im Interview.
Julia Kaiser hat unter dem Dach der indeland GmbH das Regionale Netzwerk Ressourceneffizientes Bauen (ReNeReB) im Rheinischen Revier aufgebaut

Frau Kaiser, Sie haben in den vergangenen drei Jahren das ReNeReB-Projekt geleitet. Welche Ziele haben Sie verfolgt und wie weit sind Sie gekommen?

Julia Kaiser: Unser Anliegen war es, die unterschiedlichen Anbieter und Akteure im Bereich des ressourceneffizienten Bauens miteinander zu vernetzen und ihnen wertvolle Impulse zu liefern. In den drei Jahren gab es neun Veranstaltungen, in der Spitze mit hundert Teilnehmenden, um sich auszutauschen und Diskussionen zu führen. Zum Abschluss haben wir eine Exkursion zu vorbildlichen Projekten im Umfeld des Rheinischen Reviers durchgeführt.
 

Wie sieht die Vernetzung in der Praxis aus?

Das zentrale Tool von ReNeReB ist unsere Datenbank mit den drei Bereichen „Akteure“, „Produkte“ und „Best Practices“. Bei den „Akteuren“ haben wir etwa vierzig vorwiegend regionale Expertinnen und Experten gesammelt, die sich auf ressourceneffizientes Bauen spezialisiert haben, bei den „Produkten“ etwa zwanzig vorwiegend regionale Bauprodukte. Bei den „Best Practices“ hatten wir uns erhofft, dass es mehr ambitionierte Bauherren geben würde, sowohl auf öffentlicher Ebene als auch auf privater und gewerblicher Ebene. Es gibt zwar durchaus ressourceneffiziente Bauprojekte im Rheinischen Revier, aber die haben kaum Vorbildcharakter. Best-Practice-Beispiele, die außerhalb des Rheinischen Reviers liegen, konnten wir aufgrund der Förderbedingungen noch nicht in die Datenbank aufnehmen. Das Interesse an solchen Vorzeigeprojekten im Rheinischen Revier hat seit Projektbeginn deutlich zugenommen.
 

Wer war fachlich an diesem Projekt beteiligt?

Zunächst natürlich die Faktor X Agentur der indeland GmbH. Eine weitere wichtige Partner waren die Juniorprofessorin Dr.-Ing. Linda Hildebrand von der RWTH Aachen mit ihrem Team, die sich mit rezykliergerechtem Bauen beschäftigen. Sie haben Bauprodukte mit Fokus auf das Rheinische Revier untersucht und die Hersteller kontaktiert. Mit ihrem Fachwissen haben sie analysiert, wie effizient ein Produkt ist, und dies in die Datenbank eingebracht. Weiterer Partner war der Verein „Aachen Building Experts“, der an der FH Aachen angesiedelt ist. Er hat seine Verbindungen zu Ingenieur-Architekturbüros, Bauunternehmen und zu den Studierenden der FH Aachen eingebracht und die Veranstaltungen mit organisiert.
 

Was hat ReNeReB konkret erreicht und verändert?

Es gibt immer wieder Hürden, wenn man ressourceneffizient bauen will. Und da lohnt sich der kollegiale Austausch. Zum Beispiel beim gemeinsamen Beschaffen von Baustoffen und die interdisziplinäre Vernetzung fördert die Effizienz und Effektivität von Bauprojekten, sowohl auf ökonomischer, aber im Beispiel von ReNeReB besonders auf ökologischer Ebene, indem sich die Experten untereinander kennenlernen, austauschen und zusammenzuarbeiten. Im Netzwerk kann man auch überlegen, sich künftig gemeinsam auf Förderprojekte zu bewerben oder diese anzustoßen. Diese Vernetzung haben wir durch unsere Veranstaltungen initiiert. Außerdem gibt es in Ausschreibungen oft Unklarheiten. Hier müssen die Antragstellenden konkrete Handreichungen oder Leitfäden erhalten. Falls es das nicht gibt, muss das geliefert werden. Auch hierbei wird die Faktor X Agentur künftig unterstützen.

Welche Schnittmengen und Synergien gab es mit dem ReBAU-Projekt der Faktor X Agentur?

Es gab ziemlich viele Schnittmengen mit dem Schwesterprojekt ReBAU bei den Punkten Vernetzung, Information und Bauproduktetablierung. Bei beiden Projekten geht es ja darum, alle Beteiligten im Rheinischen Revier zum Thema ressourceneffizientes, zirkuläres Bauen zu informieren und zu vernetzen. Es geht um die Analyse und Etablierung von Bauprodukten, Informationsveranstaltungen, für alle Zielgruppen, Bürgerschaft, Fachleute, Gewerbe, Herstellende, Politik und Verwaltung. Wir haben gemeinsam an Veranstaltungen teilgenommen und Workshops organisiert, um die Kommunen und deren Strukturwandelmanager:innen zu beteiligen und zu informieren sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.
 

Worin lag die größte Herausforderung?

Wir mussten bei vielen Teilnehmenden der Veranstaltungen erst mal Grundlagenwissen vermitteln. Was ist ressourceneffizientes, kreislaufgerechtes und energieeffizientes Bauen und wozu benötigen wir das? Kann sich das überhaupt lohnen? Wir haben den Teilnehmenden klargemacht, dass das sehr wohl einen Mehrwert darstellt. Durch die aktuelle Entwicklung bei der Verfügbarkeit von Baustoffen und durch die steigenden Energiepreise entstehen je nach Produktart keine oder lediglich geringe Mehrkosten, auch dadurch ist das Interesse an dem Thema deutlich größer geworden.
 

Wie ließe sich ressourceneffizientes Bauen für die Unternehmen und Betriebe interessanter machen?

Es geht darum, sie zu beraten und zu bilanzieren, wie ressourceneffizient ein Unternehmen oder der Gebäudebestand aktuell ist, nicht nur in Bezug auf die Energie, sondern auch die Substanz, also insbesondere Baumaterialqualität und Bauwerkszustand. Dann schaut man gemeinsam nach geeigneten Materialien und auf die Optimierungspotenziale: Wie könnte die Perspektive aussehen und welche Auswirkungen hat das auf die laufenden Kosten? Das hat auch mit Preisschwankungen zu tun, etwa beim Thema Holz. Zunächst war der Holzpreis stark angestiegen, was Bauunternehmen und Bauherren große Sorgen bereitete, jetzt ist er wieder gefallen. Es hat jedoch lange gedauert, bis sich das am Markt durchgeschlagen hat. Bei Sanierungen oder Abriss und Neubau könnten beispielsweise Baumaterialien mit kürzeren Transportwegen und ohne Lieferverzögerungen eingesetzt werden.

Oder man nimmt die Leerstände ins Visier, die etwa pandemiebedingt und durch mehr Homeoffice entstanden sind. Vielleicht können diese umgenutzt, oder an Dritte vermietet und dadurch zusätzliche Einnahmequellen generiert werden?
 

Wie machen sich aktuelle Preissteigerungen am Bau bemerkbar?

Aktuell sind hauptsächlich die mineralischen, die „böseren“ Baustoffe durch den höheren Energiebedarf in der Herstellung deutlich teurer geworden. Dadurch denken Bauherren verstärkt darüber nach, ob das konventionelle Bauen wirklich günstiger ist. Das Bauwesen hat ein riesiges Potenzial, weil wir sehr viel Abfall haben, den wir wiederverwenden können, statt ihn wie bisher zu deponieren und thermisch zu verwerten.
 

Welche Rückmeldungen gab es seitens der Unternehmen?

Hier haben wir teils sehr interessante Einzelanfragen verzeichnet. Wir hatten unter anderem die Anfrage von einem Unternehmer, der hier eine Nutzhanf-Modellfabrik aufbauen will. Die Hanfpflanze kann ganzheitlich als landwirtschaftliches Produkt, aber auch für den medizinischen Bereich, für Kleidung und auch für innovative Bio-Kunststoffe und Baumaterialien verwendet werden. Deshalb ist sie ressourceneffizient. Außerdem schafft eine solche Modellfabrik Arbeitsplätze. Es gilt, solchen Ideen zur Umsetzung zu verhelfen.
 

Was passiert mit den Ergebnissen von ReNeReB?

Die Datenbank fasst die meisten Ergebnisse zusammen. Sie ist online abrufbar und wird auch weitergeführt. Es war gut, das Projekt erst mal auf regionaler Ebene zu starten. Es ergibt aber Sinn, diese Grenze aufzubrechen, um gute Projekte und Produkte aus überregionalen Quellen mit aufzunehmen. Da gibt es auch sehr großes Interesse. Das Projekt würde dadurch noch eine viel größere Strahlkraft gewinnen und einen noch höheren Mehrwert für Planende und gewerbliche, wie auch private Investoren oder Bauherren bieten.
 

Weitere Informationen
www.renereb.de

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