Wie können wir die Landschaft pflegen und die Artenvielfalt fördern? Diese Frage stellen sich auch die Planungsteams. So sind die vielen Grün- und Freiflächen rund um den Indesee kein Zufall. Schon im Braunkohlenplan ist festgelegt, dass 20 Prozent des unmittelbaren Seeumfelds später als Wald- und Freifläche oder Feuchtbiotop zu nutzen sind. 75 Prozent sind für Landwirtschaft und Grünland vorgesehen.
Ein Blick auf den Rahmenplan zeigt, wie sich diese Flächen verteilen. Entlang des Ufers um den zukünftigen Indesee sind mehrere Flachwasserbereiche geplant: zwei größere am nördlichen Ufer und eine kleinere am östlichen Ufer. RWE Power prüft zudem eine zusätzliche Ausweitung der wasserseitigen Flachwasserzonen.
Dem Naturschutz vorbehalten
Die Flachwasserzonen haben nur eine Wassertiefe von etwa ein bis zwei Meter. Hier kann ein dichter Röhricht- und Schilfgürtel wachsen. Diese Bereiche zählen zu den biologisch aktivsten Teilen des Sees und müssen daher besonders geschützt werden. Hier werden sich Libellen und Amphibien tummeln und Wasservögel ungestörte Nist- und Brutplätze finden.
Die großen Schutzzonen im Norden sind dem Naturschutz vorbehalten und dienen als ökologischer Ausgleich für den Lucherberger See, der dem Tagebau weichen musste. Das war eine der Anforderung aus dem Braunkohlenplan: Ab etwa 2020 muss demnach ein Ersatzraum für die Tiere geschaffen werden, die bislang die Wasserfläche des Lucherberger Sees genutzt haben.
Die sechs Hektar große Flachwasserzone im Norden wurde bereits angelegt. Weite Sicht, schlackige Böden, die Ufer mit Sträuchern wie Schwanenblumen und anderem Röhricht machen dieses Stillgewässer fast so authentisch und nahrhaft wie an einer echten Meeresküste. Neu angelegte Nisthilfen sollen schon jetzt dazu beitragen, einige Arten dauerhaft in Inden anzusiedeln.
Schon jetzt lassen sich hier pro Jahr mehr als 200 Wattvögel und andere bislang seltene gefiederte Besucher im Rheinischen Revier beobachten. Erstmalig in der Region wurden hier etwa Sichelstrandläufer gesichtet, die am künftigen Indesee Rast machten. Einige der Durchzügler nutzten Inden nicht nur als Rast auf ihrer Route Richtung Süden, sondern ließen sich zum Brüten hier nieder. Darunter Vögel wie Sturm-, Lach- und Heringsmöwen, Streifen-, Rost- und Brandgänse oder Waldwasser-, Zwergstrand- und Kampfläufer. Der vom Aussterben bedrohte Flussregenpfeifer konnte gemeinsam mit seinen hier geschlüpften Jungtieren gesichtet werden.
Ökologische Aufwertung
Vor dem Tagebau waren 90 Prozent der Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt. In der Fachsprache galten sie als „landschaftsökologisch verarmt“. Lediglich im Indetal und am Lucherberger See lag Fachleuten zufolge eine landschaftsökologische Funktion vor. Sicher ist: Nach dem Tagebau wird es im indeland mehr natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen geben. Beispiele für eine gelungene ökologische Aufwertung im indeland sind die Sophienhöhe und der Blausteinsee.
Im Bereich der nördlichen Flachwasserzone ist ein Überlauf zur Rur vorgesehen. Hier werden Wäldchen, Buschwerk und andere Grünstrukturen mit offenen Bereichen vor den Ortslagen angelegt. Sogenannte Grünvernetzungen zur Ruraue sind hauptsächlich nordwestlich und südöstlich von Schophoven vorgesehen. Der Bereich um die Flachwasserzone ist mit Grünflächen und Gehölzen eingefasst, sodass eine Biotopvernetzung zur Mündung der Inde in die Rur sichergestellt ist. Vom „SeaPoint Aldenhoven“ erstreckt sich entlang der Entwässerung der landwirtschaftlichen Flächen ein Grünzug bis zur 300 Meter breiten und mit 400.000 Bäumen und Sträucher bepflanzten naturnah rekultivierten Indeaue.