Der Familienbauernhof an der Kreuzherrenstraße 3 in Langerwehe-Merode stammt aus dem 1807. Schon der Vater, Großvater und Urgroßvater von Philipp Schmitz-Schunken lebten hier: „Im Laufe der Jahrhunderte gab es auf unserem Hof Landwirtschaft, eine Lohgerberei und nachfolgend wieder Landwirtschaft“, erzählt Philipp Schmitz-Schunken: „Als letzter Vollerwerbslandwirt hat mein Onkel, kinderlos, den Betrieb um das Jahr 2000 eingestellt.“ Der Neuaufbau des Obsthofs hat mit einer kleinen Obstwiese begonnen. Dabei wurde auch auf die Farbe der Blüten geachtet. Deshalb stehen nach Reihen sortiert hinten Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen und in vorderster Reihe Pfirsiche, Mandeln und Aprikosen – die blühen rosa statt weiß. Nach und nach kamen immer mehr Streuobstwiesen dazu. Hauptberuflich ist Schmitz-Schunken in der Bausparbranche unterwegs, doch seine Leidenschaft gilt dem Obstbau: „Ich habe dazu verschiedene Fort- und Ausbildungen besucht. In der Biostation Düren wurde ich zum Obstbaumwart ausgebildet und ich habe in diesem Jahr zusätzlich bei der Landwirtschaftskammer NRW eine Fortbildung zum staatlich zertifizierten Obstbaumwart erfolgreich abgeschlossen.“
Sein Angebot: Obst, Obstsäfte und Obstbrände
Aktuell bietet der Nebenerwerbs-Obsthof vor allem saisonales Frischobst an: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Walnüsse, Maronen und Pfirsiche. Schmitz-Schunken verarbeitet das Obst auch selbst zu Säften. Die Edelbrände stellt er nicht selbst her. Sie werden in einer speziellen Obstbrennerei bei Meckenheim gebrannt. Einmal im Jahr fährt er das Obst dafür zur Brennerei. „Unsere Produkte sind absolut regional“, betont der 41-Jährige: „Ich könnte jedem den oder die Bäume zeigen von denen das verarbeitete Obst stammt. Darüber hinaus ist es „bio“ im wahrsten Sinne des Wortes.“ Bei seinen Kunden kommt dies sehr gut an. Schmitz-Schunken macht die Erfahrung, dass wieder vermehrt und konkret nach regionalen, altbewährten Sorten gesucht wird, die zum Beispiel auch für Allergiker geeignet sind.
Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen
Nicht alle Streuobstwiesen liegen übrigens direkt am Familienbauernhof, sondern sie sind über verschiedene Orte des indelands verstreut. Der Geschmack seines Obstes ändert sich je nach dem vorherrschenden Wetter eines Jahres. Als Kenner der Materie kann Schmitz-Schunken die verschiedenen Obst-Jahrgänge gut vergleichen. „Man schmeckt, ob es ein heißer, trockener Sommer war oder ob es zu wenig Sonne gab. Deshalb sind unsere Produkte auch etwas teurer. Und auch wegen der Handarbeit. Streuobst bedeutet ein viel größeres Maß an Handarbeit als etwa Plantagenobst. Allerdings unterstützen die Kunden durch ihren Kauf die Streuobstwiesen als natürliche Habitate und damit einhergehend die heimische Flora und Fauna.“ Denn die Streuobstwiesen und die Hecken bieten Insekten, Wildbienen, Kleintieren und Vögeln einen guten Lebensraum.
Eine Region gewinnt an Kontur
Das indeland ist für Philipp Schmitz-Schunken vor allem eins: seine Heimat. „Meine Familie väterlicherseits kommt aus Merode und den umliegenden Dörfern. Hier kann ich meinen Stammbaum bis ins Jahr 1000 zurückverfolgen. Aber auch mütterlicherseits ist meine Familie absolut regional verwurzelt als Bäcker und Töpfer in Langerwehe mit ähnlich altem Stammbaum.“
Und dieser Heimat wünscht er deutlich mehr Tempo bei der Vorbereitung der Seenlandschaft. „Langerwehe hat als Gemeinde zwischen der Eifel und dem künftigen Indesee einiges zu bieten. Gefühlt muss man mal die Handbremse lösen und Gas geben.“
Für die Zukunft wünscht er sich viel Mut in der Politik, um Konzepte zu entwickeln und losgelöst von Ideologien dann auch umzusetzen. „Als Teil einer touristischen Entwicklung im Bereich Umwelt und Natur können Streuobstwiesen in vielfältiger Hinsicht einen Beitrag dazu leisten“, meint er. Vielleicht bekommt man ja so etwas Ähnliches wie die „Rheinische Apfelroute“ auch in dieser Region hin: „Da kann man durch Obstbestände mit dem Rad oder zu Fuß die Gegend erkunden, im Frühjahr die Blüte und später die Ernte genießen und den verschiedensten Gastronomiebetrieben einen Besuch abstatten.“ Im kleinen Rahmen wäre so etwas sicher auch am Indesee und in Richtung Gemeinde Langerwehe möglich, meint er: „Für die Blühsaison könnte man sicher schöne alte Sorten finden. So könnte man die Themen Tourismus und Umweltschutz miteinander kombinieren und vorantreiben.“
Weitere Informationen
www.obsthof-schmitz-schunken.de
www.facebook.com/obstbaumwartlangerwehe