Das sind wahrlich schöne Aussichten: Wenn in rund zehn Jahren die Befüllung des Indesees beginnt, haben die Einwohnerinnen und Einwohner von Schophoven einen Platz in der ersten Reihe. Der direkt an der Kante des Tagebaus Inden gelegene Ort wird die erste Siedlung im Rheinischen Revier sein, die sich zur entstehenden Wasserlandschaft hin öffnet – und das in jeder Hinsicht klimafreundlich.
Die in der Gemeindeverwaltung hängenden Pläne lassen erahnen, wie spannend die kommenden Jahrzehnte in Schophoven werden. Das Besondere dabei: Nie zuvor hatte ein Dorf im Rheinland die Perspektive, sich plötzlich am Ufer eines Sees teilweise neu erfinden zu können. Die Richtung gibt dabei der Rahmenplan Indesee vor, in dem bereits informell festgelegt ist, wo später einmal die Marina Schophoven und die Strandbereiche zu finden sein sollen.
Schon bevor die Schaufelradbagger in acht Jahren ihre Arbeit einstellen, dürfte der Wandel in Schophoven auch die interessierte Fachwelt in ihren Bann ziehen. Der Indener Bürgermeister freut sich schon jetzt über diese Perspektive. „Die Pläne für Schophoven machen deutlich, wie die Zukunft in der Gemeinde Inden und im indeland aussehen wird“, so Stefan Pfennings. „Wir werden uns dabei nicht nur als Erste zum Indesee hin entwickeln, sondern wollen zugleich mit einer ressourceneffizienten Bauweise Maßstäbe für eine neue Baukultur im Rheinland setzen.“
Vorreiter bei Ressourcenwende im Bau
Um diese Entwicklung in Gang zu setzen, hat die Kommune frühzeitig die Weichen gestellt. Im November 2017 beschloss der Gemeinderat, die lokale Strukturentwicklung ressourcenschonend zu verfolgen. Dabei orientierte er sich unter anderem am Masterplan indeland 2030, den alle Kommunen im Tagebauumfeld Inden 2016 gemeinsam verabschiedet haben. Sämtliche Siedlungen und Gebäude, die in Inden neu entstehen, werden seither nach dem „Faktor X“-Prinzip gebaut. Der Ansatz optimiert bewährte Konzepte des energiesparenden Bauens und Sanierens mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Das Konzept dahinter hat die Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH (EwiG) entwickelt, die ihren Sitz in Inden hat. Sie steht Planern und Bauleuten über die Grenzen des indelandes hinaus mit einer kostenlosen Bauberatung zum Thema Ressourceneffizienz zur Seite.
„Die Entwicklung im indeland beruht von Beginn an auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit“, sagt EwiG-Geschäftsführer Jens Bröker. „Anhand von zukunftsweisenden Bauwerken und einer Kreislaufgerechtigkeit wollen wir die Ressourcenwende im Bauwesen vorantreiben.“ Angesichts der ambitionierten Klimaziele, die sich Deutschland gesetzt hat, sei diese Entwicklung praktisch alternativlos, so Bröker. „Gemeinden wie Inden sind Vorreiter und im wahrsten Sinne des Wortes ,Orte der Zukunft‘. Von der modellhaften Entwicklung hier wird eine Leuchtturmwirkung ausgehen, denn die Bauwirtschaft kann einen großen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.“
Modellquartier zeigt Bauweise der Zukunft
Besonders deutlich wird dies in Schophoven schon heute am geplanten Neubaugebiet „Bartholomäus Pfädchen“, das zwischen dem Dorf und der zukünftigen Seepromenade entsteht. In dem Quartier wollen die Planenden modellhaft darstellen, wie eine komplette Siedlung mit ressourcenschonenden und wiederverwertbaren Materialien gebaut werden kann. Sie werden dabei nicht nur den Bau von Gebäuden, sondern auch von Straßen und Wegen berücksichtigen. Auch Plätze und Flächen werden nach Kriterien des Ressourcenschutzes angelegt und gestaltet.
Das ReBAU-Projekt, das die regionale Ressourcenwende in der Bauwirtschaft des Rheinischen Reviers voranbringen will, entwickelt hierzu einen Leitfaden. Aus diesem soll später eine Blaupause abgeleitet werden, die weiteren Kommunen in der Region als Planungsdokument für die eigene ressourcenschonende Quartierplanung dienen kann.
In der neuen Raumstrategie des Rheinischen Reviers wird Schophoven ebenfalls eine besondere Rolle spielen. Der „Revierknoten Raum“, der die räumliche Entwicklung der gesamten Region federführend gestaltet, sieht den Indener Ortsteil neben Morschenich-Alt (Tagebau Hambach) und Holzweiler (Tagebau Garzweiler) als wegweisenden „Ort der Zukunft“ im Revier.
Zusammen mit der EwiG und dem ReBAU-Projekt plant die Gemeinde Inden an der zukünftigen Promenade die Errichtung von architektonisch herausragenden „Faktor X“-Bauwerken. Sie könnten Teil der Internationalen Technologie- und Bauausstellung (IBTA) werden, die 2030 im Rheinischen Revier stattfinden soll. Darüber hinaus gibt es Ideen, in Schophoven, das nur wenige Kilometer vom Forschungszentrum Jülich entfernt ist, während der Füllphase des Sees ein wissenschaftliches Kompetenzzentrum rund um das Thema Zwischenlandschaften zu etablieren. Schophoven, so viel ist sicher, hat in jeder Hinsicht schöne Aussichten.