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24.05.2023

Leben mit Umbrüchen im Rheinischen Revier

Bereits vor dem Ende des Braunkohlenabbaus haben die Menschen im Rheinischen Revier und damit auch im indeland strukturelle Umbrüche erlebt. Das kulturwissenschaftliche Projekt „geSCHICHTEN Rheinisches Revier“ des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) erforscht, wie die Menschen, die hier früher lebten, diese Zeitenwenden bewältigt haben. Dafür schauen sie bis in die Jungsteinzeit zurück. Sie wollen auch dokumentieren, wie die Menschen den aktuellen Strukturwandel bewältigen und dafür haben sie ein Online-Beteiligungsprojekt gestartet.
Im Rheinischen Revier hat es in den vergangenen Jahrhunderten viele Umbrüche und Veränderungen gegeben. Der LVR trägt viele diese "GeSCHICHTEN" jetzt zusammen

Das Projekt will das kulturelle Leben im Rheinischen Revier dokumentieren und zeigen, wie die Menschen hier die vielen Umbrüche in ihrer Region bewältigt haben. Die Menschen aus der Region sollen diesen Umbruch selbst in Form von Geschichten erzählen. Das kann die Geschichte eines Objekts aus einem regionalen Museum sein, die Geschichte eines Vereins oder eines Hauses. Die Archäologin Dr. Kerstin Schierhold arbeitet am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) in Bonn und koordiniert derzeit in Vertretung das dort assoziierte interdisziplinäre Projekt: „Die Geschichten sollen Einblicke in die kulturelle Vielschichtigkeit dieser ganzen Region geben.“ Um eine Geschichte einzureichen, muss man keinen großen Aufwand betreiben: „Man schreibt einfach einen kurzen Text, fügt Fotos oder eine Audio- oder Videodatei bei und lädt alles über unsere Webseite hoch.“ Jede Geschichte sollte idealerweise mit dem kulturellen Erbe der Region zu tun haben, betont Kerstin Schierhold. Und noch ein weiterer Aspekt ist ihr wichtig: „Dabei wäre es schön, wenn die Geschichten mit einem Ort verbunden sind Denn diese Orte werden später in einer interaktiven Karte angezeigt, sodass alle Interessierten schnell Geschichten aus ihrem eigenen Wohnort oder einem anderen Ort finden, der sie interessiert.“

Ausstellung im Besucherzentrum am Indemann

Im Oktober 2022 ist das Projekt „geSCHICHTEN Rheinisches Revier“ mit einer Auftaktkonferenz in Pulheim-Brauweiler erstmals an die Öffentlichkeit gegangen. „Wir haben von allen, die an diesem Tag teilgenommen haben, sehr positive Rückmeldungen zu unserem inhaltlichen Ansatz erhalten. Die vielen Geschichten, die mit dem Rheinischen Revier verbunden sind, zu bündeln und zu sortieren, das ist eine große und spannende Aufgabe.“ Eine Teilaufgabe wird darin bestehen, das Konzept für die drei Besucherzentren für die Tagebaufolgelandschaft in Inden, Hambach und Garzweiler gemeinsam mit den beteiligten Kommunen zu planen und thematisch aufeinander abzustimmen. „Im Besucherzentrum am Indemann wird das Thema „Wasser“ im Mittelpunkt stehen“, verrät Kerstin Schierhold schon einmal vorab. Die Schwerpunkte der Ausstellung werden noch in Workshops gemeinsam erarbeitet.

Seit vielen Jahren betreibt der LVR auch Ausgrabungen und Forschungen rund um alte Siedlungsschichten im Rheinischen Braunkohlenrevier. Für diese Bodendenkmalpflege zuständig ist die Außenstelle des LVR in Titz. Nähere Informationen finden Sie auf der Website der Außenstelle sowie auf der Website der gemeinsamen Stiftung des Landes NRW, der RWE Power AG und des LVR, die diese Arbeit finanzieren.

Aufgeschüttete Erdschichten unter dem Fundament des mittelalterlichen Wohnturms des Ritterguts Haus Palant, Borschemich
Dokumentation eines römischen Brunnens im Tagebau Garzweiler
Kerstin Schierhold, Projekt geSCHICHTEN, LVR
Podcast erläutert Hintergründe

In einer Podcastreihe werden die wissenschaftlichen Hintergründe des Projekts erläutert. In der ersten Folge beschreibt Kerstin Schierholds Kollegin, Projektkoordinatorin Alrun Berger, zum Beispiel, welche sieben historischen Umbrüche sie beim Projekt interessieren: der Beginn der bäuerlichen Lebensweise in der Jungsteinzeit, der Anfang und das Ende der Römerzeit in der Region, der Umbruch vom Mittelalter in die Neuzeit, die französische Besatzung zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die industrielle Revolution und schließlich das Ende des Braunkohlentagebaus. Das Projektteam will verdeutlichen, was diese Umbrüche im Hinblick auf Energie/Ökologie/Technologie, Sozialstrukturen, Wissen sowie für die Gestaltung der Umwelt und des Lebensraums bedeutet haben und wie die Menschen damit zurechtgekommen sind.

Kultur stiftet Identität

Neben den großen Themen wie Klimawandel und Arbeitsplätzen ist die Identifikation mit der Region für das Gelingen des Strukturwandels sehr wichtig, erläutert Kerstin Schierhold: „Man muss Menschen ansprechen und mitnehmen. Und das gelingt am besten über das, was sie jeden Tag sehen und erleben: ihre Alltagskultur.“ Die Wertschätzung der Alltagskultur – etwa in Heimat- oder Geschichtsvereinen – ist aus ihrer Sicht wichtig für die Identität und das Selbstverständnis der Menschen in der Region: „Die Erinnerungen, die mit der ganzen Region zusammenhängen, ergeben eine Art Kleber. Das lässt die Menschen zusammenhalten und in der Region bleiben.“

Mehr Informationen zum Projekt geSCHICHTEN finden Sie auf der Projektwebsite. Dort kann man über ein Online-Formular eine eigene Geschichte zum kulturellen Erbe des Rheinischen Reviers hochladen.

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