Martina Mielke, die Leiterin des Bauamts der Gemeinde, gehört zu den Fachleuten, die an der Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Ortskern von Langerwehe arbeiten: „Das städtebauliche Entwicklungskonzept betrachtet mehrere Bereiche. Im Zentrum steht der Bahnhof, der uns an die Region anbindet.“ Für ankommende Tagestouristen wird der Bahnhof langfristig das „Tor zum Indesee“ sein. Hier soll ein attraktiver Ort für die Region entstehen. Ein Großteil der Gäste und Besucher des Indesees werden in Langerwehe aus der Bahn steigen und sie sollen sich von Anfang an wohlfühlen. Für diese Funktion muss das Gebäude fit gemacht werden.
Andererseits zerschneidet die Bahnlinie Aachen-Köln die Gemeinde in eine Nord- und eine Südhälfte und die Verbindung durch eine enge und dunkle Unterführung ist sehr negativ. „Deswegen geht es im Konzept auch um alternative Möglichkeiten zur Querung der Bahnlinie und eine bessere Verbindung vom Norden der Gemeinde in den Süden“, erläutert Martina Mielke. Außerdem umfasst das Konzept Vorschläge für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf drei Plätzen in Langerwehe: „Das sind der Kirchvorplatz, der Töpferplatz mit dem Brunnen und der Platz an der Schönthaler Straße mit dem Viadukt.“ Schließlich ist die Hauptstraße in Langerwehe oft vom Verkehr verstopft. Im städtebaulichen Entwicklungskonzept hat das Kölner Stadtplanungsbüro „de zwarte hond“ dazu einen konkreten Lösungsvorschlag entwickelt.
Neue Linienführung für die Busse
Heute quälen sich alle sieben Buslinien in Langerwehe auf ihrem Hin- und Rückweg durch die Hauptstraße, wodurch es häufig zu Staus kommt: „Die Busse sind der Stopfen im Nadelöhr“, bringt Martina Mielke es auf den Punkt. „Der Lösungsvorschlag ist eine neue Linienführung, bei der Busse in einer langgezogenen Schlaufe durch den Ortskern fahren.“ Durch die neue Linienführung würden die Busse künftig die Strecke zwischen der Kirche und der Schönthaler Straße nur in West-Ost-Richtung in einer Einbahnstraße befahren. Ein zusätzlicher Vorteil: Es gäbe künftig eine Bushaltestelle direkt vor dem Bahnhofsgebäude.
Das Konzept beschreibt auch, wie der Autoverkehr im Ortskern mit Hilfe von kleinen, möglicherweise autonom fahrenden Shuttlebussen reduziert werden kann. „Eigentlich gehört die Fläche der Hauptstraße heute dem Fahrzeugverkehr“, sagt Martina Mielke: „Wir wollen aber, dass sie den Menschen gehört, die wir gern dort in die Geschäfte und in Cafés locken möchten.“ Die Menschen sollten künftig zum Beispiel mit Shuttlebussen vom Ortsrand in den Kernort pendeln.
Modifizierter Bahnhofsumbau
Im Bahnhof Langerwehe gibt es bereits das InfoCenter indeland. Die Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes war Thema einer Machbarkeitsstudie, die ein Architekturbüro erstellt hat. So soll zum Beispiel im Erdgeschoss ein Bistro eingerichtet werden. Dazu haben die Stadtplaner von „de zwarte hond“ nun eine neue Variante vorgeschlagen. Martina Mielke: „Sie schlagen vor, den Bahnhof nicht mit dem Flachbau zu belasten, der sich links vom Hauptgebäude befindet. Die Empfehlung ist, diesen Anbau abzureißen.“ So wird der Willkommens-Charakter des Bahnhofs besser herausgearbeitet. „Wenn man aus dem Zug steigt, läuft man nicht vor eine Wand mit Fenstern, sondern vor eine große Tür, die einen zum Betreten des Bistros einlädt.“ Dann könnte man auch den Platz besser gestalten und dort eine Außengastronomie einrichten, so die Vision der Stadtplaner. „Zum Bahnhofsgebäude sind wir bereits im Gespräch mit der Bezirksregierung“, berichtet Martina Mielke. „Wir müssen noch zusätzlich eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit vorlegen. Dann weist uns die Bezirksregierung ein Förderprogramm zu und wir können den Förderantrag stellen.“
Ausweitung der Unterführung
Um künftig bequemer und sicherer zu Fuß oder mit dem Rad von Nordteil der Gemeinde in den Süden zu kommen, hat das Stadtplanungsbüro verschiedene Alternativen durchgespielt. Eine Brücke über die Bahntrasse mit einer langen Rampe und auch die Installation von Aufzügen zur Unterquerung der Bahnlinie wurden verworfen. Martina Mielke: „Die Empfehlung lautet: Macht die Unterführung an der Poststraße breiter, offener und angstfreier. Die Unterführung muss behindertengerecht sein. Man muss mit dem Fahrrad, mit dem Kinderwagen und dem Rollator gut durchkommen.“ Auf diese Unterführung will sich die Gemeinde in der Umsetzung nun konzentrieren.
Die nächsten Schritte beim Städtebaulichen Entwicklungskonzept
Am Ende eines mehrstufigen Beteiligungsverfahrens hatten die Fachleute des Stadtplanungsbüros „de zwarte hond“ ihre Zukunftspläne für die Innenstadt von Langerwehe den Bürgerinnen und Bürgern am 11. März 2024 präsentiert. Anregungen aus dieser Bürgerversammlung werden derzeit in die finale Fassung des Entwicklungskonzepts eingearbeitet. Am 16. Mai wird das fertige Konzept dann im Gemeindeausschuss für den Strukturwandel vorgestellt. Der Ausschuss wird dem Gemeinderat eine Empfehlung für seine letzte Sitzung vor den Sommerferien mitgeben. Der Gemeinderat wird das Konzept voraussichtlich am 5. Juli 2024 beschließen.