Ich habe mich schon immer für die Geschichte und Geschichten meiner Stadt interessiert und bin auch als Heimatforscher aktiv. Seit 2006 mache ich Stadtführungen, seit 2018 auch im historischen Gewand. Meine Saison startet nach Ostern und dauert bis zum Linnicher Andreasmarkt, der Ende November oder Anfang Dezember stattfindet.
Bei den Kostüm-Führungen schlüpfe ich ganz in die Rolle des Nachtwächters. Ich verlasse diese Rolle bis zum Ende der Führung nicht. Bei diesen Rundgängen geht es vor allem um die Atmosphäre, um Anekdoten und Geschichten. Es gibt da zum Beispiel die Geschichte der verwirrten Frau, die am Kirchplatz wohnte und jeden Abend am Friedhofseingang laut „Gute Nacht, meine lieben Toten“ rief – bis ein paar Linnicher ihr einen Streich spielten, sich hinter die Grabsteine stellten und ihr antworteten „Gute Nacht, und schlaf auch du recht gut.“ Danach kam sie nie wieder auf den Friedhof.
Ichbiete viele verschiedene Führungen an: Kinderführungen, Kirchenführungen in der großen katholischen und der kleineren evangelischen Kirche oder auch Führungen zum jüdischen Leben in Linnich. Dabei erzähle ich nicht nur Anekdoten, sondern ich ordne Linnich auch in die Region ein. Wichtig sind mir die Jahre des Zweiten Weltkriegs, in dem Linnich wie die Nachbarstadt Jülich bombardiert und zerstört wurde. Ich zeige dann auch Fotos von der zerstörten Kirche und berichte vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger beim Wiederaufbau der Stadt. Dazu gehört zum Beispiel die Rettung des alten Schnitzaltars aus den Trümmern der Kirche. Das ist auch ein Grund, warum ich die Stadtführungen überhaupt mache: Damit so etwas nicht in Vergessenheit gerät.
Früher haben vor allem Menschen aus Linnich oder Jülich an den Stadtführungen teilgenommen. Das hat sich in den letzten Jahren jedoch geändert. Für den Regionaltourismus sehe ich einen positiven Effekt, der durch die Coronapandemie ausgelöst wurde. Viele haben in dieser Zeit ihr direktes Umland besser kennen und schätzen gelernt. Inzwischen machen auch Reisebusse aus dem Umland in Linnich Station, etwa wenn ein Landfrauenverein oder ein Kegelclub seinen Jahresausflug macht. Die Vereine buchen dann direkt bei mir oder über die Website indeland-erleben.de eine Führung. Dabei gehe ich gern auf die persönlichen Wünsche ein. Ich freue mich immer über Gäste, und wenn sie von weiter weg hier herkommen, dann ist das besonders spannend.
Kontakt
Stadt Linnich
Stefan Helm
02462 9908312
shelm@linnich.de